Logopädie für Erwachsene und Senioren

Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen bei Erwachsenen

Sprache und Stimme reifen mit dem Älterwerden
Wortwahl, Stimmgebung und Sprachgewandtheit sind Ausdruck unserer Individualität. Sie tragen dazu bei, wie wir als junge Erwachsene, im Berufsleben und als Senioren wahrgenommen werden. Mit zunehmendem Alter sind wir naturgemäß gefordert, mehr für die Gesundheit, wie auch für Sprache und Stimme, zu tun. Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen können zudem als Folgen z. B. nach Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma oder degenerativen Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Parkinson oder Demenz auftreten, in vielen Fällen jedoch durch logopädische Therapie gezielt behandelt werden.

Je nach Störungsbild geht es darum, die gesprochene Kommunikation, die Stimme, Schreiben und Lesen sowie die dazu benötigten kognitiven Fähigkeiten zu schulen, möglicherweise neu zu erlernen und zu stabilisieren. Individuelle Wünsche und Bedürfnisse unserer Patienten beziehen wir dabei in die Therapieplanung ein. Mit alltagsorientierten, den Patienten stärkenden Methoden arbeiten wir gemeinsam daran, Einschränkungen zu reduzieren, um das Wohlbefinden und nicht selten auch die Teilhabe am geselligen Leben zu verbessern.

Logopädie für Kinder und Jugendliche
  • Sprachstörungen bei Erwachsenen / Aphasien

    Sprachstörungen im Erwachsenenalter können sich in unterschiedlichen Symptomen zeigen. Es liegt eine Schädigung des Sprachzentrums im Gehirn vor. Alle sprachlichen Bereiche oder auch nur einzelne können mit unterschiedlichem Schweregrad betroffen sein: Wortschatz, Artikulation, Grammatik und das Sprachverständnis. Weiterhin kann es zu Störungen des Lesens und Schreibens kommen.

    Wortschatz (Lexikon/Semantik)
    Bei Betroffenen besteht die Schwierigkeit, das passende Wort abzurufen („Der … war heute hier. Der … -na, wie heißt der noch? Der …! Ich weiß nicht.“). Es kommt zu Wortfindungsstörungen oder Problemen bei der Wortwahl. Verwendete Worte treffen nicht genau den eigentlichen Inhalt. Der Patient sagt z. B. „Löffel“ statt „Gabel“.

    Artikulation (Lautsprache)
    Bei einer Aphasie kann es zu einer fehlerhaften Aussprache von Lauten kommen. Die Kommunikation und der Sprachfluss sind eingeschränkt. Einige Laute werden ersetzt (z. B. „Buut“ statt „Boot“, „Begen“ statt „Fegen“), wobei die Veränderung so stark sein kann, dass das gemeinte Wort nicht mehr zu erkennen ist.

    Grammatik (Syntax)
    Bei Patienten mit Aphasie kann die Grammatik in unterschiedlichem Ausmaß gestört sein. Worte können falsch flektiert werden („Arzt untersuchen.“ statt „Der Arzt untersucht mich.“). Ist der Satzbau betroffen, werden z. B. Artikel (der, die, das) und Präpositionen (auf, unter, bei) oft weggelassen („Ich Arzt.“ statt „Ich war beim Arzt.“). Es kann auch zu Formulierungen verworrener Sätze kommen („Meine Frau sagte der mein Bruder, er wollte meinen Fisch nur ich essen.“ statt „Ich sagte meiner Frau, dass ich nur den Fisch von meinem Bruder essen will.“).

    Sprachverständnis
    Aphasien können sich sowohl auf die expressiven (Sprachproduktion) als auch auf die rezeptiven (Sprachverständnis) Fähigkeiten auswirken. Das Sprechen und Verstehen von Lautsprache oder auch das Lesen und Verstehen von Schriftsprache ist dann nur eingeschränkt möglich. Ähnliche Begriffe werden verwechselt oder einzelne Worte zwar verstanden, nicht aber deren genaue Zusammenhänge im Kontext.

  • Sprechstörungen bei Erwachsenen

    Störungen des Sprechens zeigen sich durch undeutliche Aussprache oder in einem nicht flüssigen Sprechablauf. Sprechstörungen unterteilt man im Wesentlichen in Störungen bei der Ausführung von Sprechbewegungen (Dysarthrie), in der Planung der Sprechmotorik (Sprechapraxie), Aussprachestörungen, Stottern und Poltern. Nicht selten machen Betroffene die Erfahrung, nicht verstanden oder als anstrengend empfunden zu werden, und ziehen sich mehr und mehr zurück. Eine logopädische Behandlung kann unterstützen, die kommunikativen Fähigkeiten und damit eine Teilnahme am beruflichen und sozialen Leben zu verbessern.

    Stottern
    Stottern entsteht zumeist im Kindesalter. Bleibt es bis ins Jugend- oder Erwachsenenalter bestehen, spricht man von chronischem Stottern. Der wesentliche Unterschied beruht auf der Tatsache, dass bei Jugendlichen und Erwachsenen bereits ein Bewusstsein für das Phänomen entstanden ist, das sich in aller Regel auf ihr gesamtes Sprech-, Kommunikations- und auch Sozialverhalten auswirkt.

    Die Primärsymptome sind Laut-, Silben- und Wortwiederholungen (»B-Ball«, »Ka-Ka-Kamel«), Dehnungen (»Aaaaaffe«, »mmmmein Auto«) und Blockierungen (»---ich«). Häufig entwickeln sich bei Jugendlichen und Erwachsenen zusätzlich Sekundärsymptome, um das Stottern zu vermeiden oder zu beenden. Dazu gehören u. a.: Zeichen der Anstrengung (z. B. Mitbewegung des Kopfes, Grimassieren), stimmliche Veränderungen (z. B. lautes reden, flüstern), Worteinschübe („ähm“, „und so“) sowie die Vermeidung von Sprechsituationen. Die Koordination zwischen Atmung, Stimme und Sprechbewegungen ist beeinträchtigt. Bei einem Befund wird ein komplexes Ursachengefüge zugrunde gelegt. Weiterhin wird davon ausgegangen, dass Stottern genetisch bedingt ist. Stottern bezeichnet man auch als eine Redeflussstörung.

    Poltern
    Poltern ist ebenfalls eine Redeflussstörung. Sie zeigt sich in schnellem und/oder unregelmäßig schwankendem Sprechtempo. Dabei treten Auslassungen, Verschmelzungen und Veränderungen von Lauten, Silben und Wörtern auf. Das Gesprochene wird dadurch schwer verständlich, die Prosodie (Sprachmelodie) ist häufig auffällig. Zusätzlich können Unflüssigkeiten in Form von Wiederholungen von Lauten, Silben, Wörtern und Satzteilen auftreten. Die meisten polternden Menschen wissen, dass sie schnell und undeutlich sprechen, können ihr Sprechen jedoch in der Situation nicht kontrollieren. Dadurch können Sprechängste entstehen.

    Artikulationsstörungen
    Erwachsene können seit ihrer Kindheit eine Artikulationsstörung haben. Sie äußert sich in Abweichungen bei der Aussprache von Lauten bzw. Lautverbindungen aufgrund von sprechmotorischen Problemen. Was bedeutet, dass ein Laut nicht oder falsch gebildet wird. Häufig sind davon die Zischlaute betroffen. Bei der Artikulation wird die Zunge zwischen oder zu nah an die Zähne gedrückt. Es ergibt sich ein veränderter Klang des „s“ oder auch des „sch“. Diese Auffälligkeit wird als Sigmatismus bezeichnet und kommt in verschiedenen Ausprägungen vor. - Zudem kann eine Artikulationsstörung auch erworben sein, z. B. infolge von Hörstörungen, Schlaganfällen oder chronischen Erkrankungen.

    Sprechapraxie
    Es besteht eine Beeinträchtigung der Fähigkeit, Sprechbewegungen zu planen. Im Bereich der Artikulation kommt es zu Lautbildungsfehlern, die zu einer unverständlicheren Aussprache führen. Teilweise kommt es zum Ersetzen oder Vertauschen von Lauten sowie zu Störungen insbesondere bei Wortanfängen und Silben. Weiterhin können Sprechmelodie, Sprechrhythmus und Sprechgeschwindigkeit betroffen sein.

    Dysarthrie
    Bei einer Dysarthrie ist die Sprechmotorik gestört und damit die Steuerung und Ausführung der Sprechbewegungen. Ursachen können u. a. Unfälle und Erkrankungen sein, die durch eine Schädigung des zentralen oder peripheren Nervensystems zu muskulärer Schwäche oder Lähmungen führen (wie nach Schädel Hirn Trauma, Schlaganfall, Parkinson oder Multipler Sklerose). Eine neurogene Sprechstörung führt dazu, dass der Betroffene Artikulations­bewegungen nicht so ausführen kann, wie er möchte. Zusätzlich können Sprechmelodie (Prosodie), Sprechrhythmus sowie Stimme und Atmung in unterschiedlichem Ausmaß beeinträchtigt sein. Eine logopädische Therapie kann Patienten mit entsprechenden Krankheitsbildern individuell und zielführend unterstützen.

  • Stimmstörungen bei Erwachsenen / Dysphonien

    Liegt eine Stimmstörung vor, kann diese funktionell oder organisch bedingt sein. Es kommt zu Veränderungen des Stimmklangs und zu einer reduzierten stimmlichen Belastbarkeit, wobei Resonanz und Lautstärke ebenfalls eingeschränkt sind. Die Stimme kann angestrengt, heiser, rau oder auch gehaucht und kraftlos klingen. Atmung, Stimmgebung, Muskelspannung und Körperhaltung sind in ihrer Arbeitsweise nicht mehr optimal aufeinander abgestimmt.

    Als organische Stimmstörungen werden Erkrankungen bezeichnet, bei denen es zu einer organischen Veränderung im Bereich des Stimmapparates kommt. Entzündungen, Knötchen oder Ödeme, Veränderungen durch Unfälle oder Operationen, Lähmungen oder Teil-Entfernungen der Stimmlippen können Ursachen dafür sein.

    Bei funktionellen Stimmstörungen ist keine organische Veränderung erkennbar, sondern das Schwingungs- und Schließverhalten der Stimmlippen ist beeinträchtigt. Funktionelle Stimmstörungen kommen meist bei beruflichen Vielsprechern vor. Ursachen können ungünstiger Stimmgebrauch, stimmliche Überlastung und auch Umwelt- sowie psychische Belastungen sein. Eine Behandlung von funktionellen Stimmstörungen wird empfohlen, um die Gefahr von sekundär organischen Stimmstörungen, wie Knötchen, zu reduzieren.

Gemeinsames Unterstützen macht auch Mut

In ihrer Kommunikationsfähigkeit beeinträchtigte Menschen und deren Angehörige fühlen sich häufig alleingelassen. Betroffene selbst sind oft wenig mobil oder es fehlt an sprachlichen Möglichkeiten, um sich die nötige Hilfe zu organisieren. Wir möchten dem familiären Umfeld und verständnisvollen Pflegekräften anraten, sich beim behandelnden Arzt des Patienten über die Möglichkeit einer logopädischen Therapie zu informieren. Zumeist unterstützt schon zugewandtes Handeln die Betroffenen und ihre Angehörigen bei einer zuversichtlichen Krankheitsbewältigung.

Mehr Information erhalten Sie bei dem Deutschen Bundesverband für Logopädie (dbl)